Bundesliga
Bundesligafinale Rotenburg: Die acht Luftpistolen-Finalisten
Acht Teams, acht unterschiedliche Herangehensweisen und Erwartungen. Jan Erik Aeply, Sportdirektor des Bayerischen Sportschützenbundes und Kommentator beim Bundesligafinale, beschreibt die für Rotenburg an der Fulda (8./9. Februar) qualifizierten Luftpistolen-Teams und schätzt deren Chancen ein.

Das diesjährige Finale hat bereits seine ersten großen Überraschungen erlebt, da ist noch nicht einmal der ersten Schuss in Rotenburg gefallen. Mit dem Rekordmeister Waldenburg, dem Seriensieger aus der Anfangszeit der Bundesliga, PSV Olympia Berlin, dem Deutschen Meister 2019 Ludwigsburg, dem Deutschen Meister 2016 Waldkirch und dem Vizemeister aus der Vorsaison Hambrücken sind schon einige hochkarätige Teams in der Vorrunde auf der Strecke geblieben. Das zeigt welche Klasse vor allem in der Süd-Liga steckt und wie ausgeglichen die Nord-Liga hinter Kriftel besetzt ist. Mit Kriftel und Kelheim sind die beiden Topfavoriten klar ausgemacht, nur schade, sie treffen womöglich schon im Halbfinale aufeinander. Damit bieten sich aber auch Chancen für die vermeintlichen Außenseiter ins Goldmatch zu kommen. Jede der qualifizierten Teams hat seine Stärken und gerade im Viertelfinale kochen alle nur mit Wasser! Also, die Show kann beginnen.
In den LP-Viertelfinals kommt es zu folgenden Begegnungen
09.00 Uhr: SSG Dynamit Fürth (Süd-1.) vs. SV Schirumer Leegmoor (Nord-4.)
10.45 Uhr: ESV Weil am Rhein (Süd-3.) vs. Sp. Sch. St. Seb. Pier 2000 (Nord-2.)
12.30 Uhr: SV Kelheim-Gmünd (Süd-2.) vs. Freischütz Wathlingen (Nord-3.)
14.15 Uhr: FSG Kempten (Süd-4.) vs. SV 1935 Kriftel (Nord-1.)
SSG Dynamit-Fürth (1. Platz Süd): Im Süden ist das Team von der SSG Dynamit-Fürth der Überraschungssieger im Süden! Ohne die ganz großen Stars hat das Team eine sehr gute, vor allem sehr konstante Saisonleistung geboten. Vor allem zu Beginn der Saison wurden auf den ersten vier Positionen starke Resultate erzielt, womit das Team aus Fürth zu Beginn der Saison immer wieder Partien zu seinen Gunsten entscheiden konnte. In den wichtigen Partien gegen zum Teil stärker eingeschätzte Mannschaften hatte Fürth dann auch noch das Quäntchen Glück, so zum Beispiel gegen Weil am Rhein im Stechen mit 3:2. Gegen vermeintlich schwächere Teams haben die Fürther keine Punkte liegen gelassen und konnten somit nach über zehn Jahren wieder Meister der Südgruppe werden. Für das Finale haben die Fürther den leichteren Weg ins Finale, auf Kriftel oder auch Kelheim können die Fürther erst im Finale treffen. Im Viertelfinale hat das Team eine lösbare Aufgabe gegen den SV Schirumer Leegmoor, sind klarer Favorit. Auch im möglichen Halbfinale warten mit dem ESV Weil am Rhein oder der Sp.Sch.St.Seb.Pier2000 machbare Gegner, sodass sogar das Finale erreicht werden kann.

SV Kelheim-Gmünd (2. Platz Süd): Der Titelverteidiger SV Kelheim-Gmünd verlor erst am letzten Wettkampftag die Südmeisterschaft gegen den direkten Kontrahenten aus Fürth - ohne einen ihrer Stars aus dem Ausland. Ansonsten konnte das Team aus Kelheim vor allen in den Spitzenpartien überzeugen, vor allem, wenn auch ihre starken ausländischen Spitzenschützen am Start waren. Kelheim ist auf allen fünf Positionen das stärkste Team der Bundesliga derzeit. Die ersten zehn Schützen der Setzliste haben einen Schnitt von mindestens 377 Ringen.
Für das Team aus Kelheim gibt es ganz klar das Ziel für das Finale: Das Triple! Sind alle Schützen an Bord, inkl. eines ihrer starken Ausländer, dann geht kein Weg an Kelheim um den Titel vorbei. Zunächst sind sie klarer Favorit im Viertelfinale gegen Freischütz Wathlingen. Auf der Mission Titelverteidigung wartet die größte Hürde im möglichen Halbfinale gegen Kriftel (wenn Kriftel gewinnt). Kelheim ist für mich der klare Favorit des diesjährigen Bundesligafinals!
ESV Weil am Rhein (3. Platz Süd): Der ESV Weil am Rhein hat eine solide Saison geschossen. Auf die Schützen der ersten vier Positionen war durchweg Verlass, immer wieder mit Ergebnissen an die 380 Ringe oder darüber. Da im Süden in dieser Saison gleich acht Teams Finalambitionen hatten, konnte sich das Team aus Weil am Ende trotz dreier Niederlagen sicher für das Finale qualifizieren. Am letzten Wettkampf war selbst mit der Niederlage gegen Waldenburg die Finalteilnahme nicht mehr in Gefahr.
Im Viertelfinale trifft das Team aus Weil auf die Sp.Sch.St.Seb.Pier2000, eine starke und gleichwertige Mannschaft. Hier wird ausschlaggebend sein, wie die ersten beiden Positionen bei den Weilern aufgestellt sind. Hat Weil alle Schützen an Bord, haben sie leichte Vorteile gegenüber ihrem Kontrahenten, vor allem auch in der Finalerfahrung. Bei einem Sieg würde im Halbfinale auch eine machbare Aufgabe warten, genauso wie Fürth kann der ESV Weil am Rhein erst im Finale eventuell auf Kelheim oder Kriftel treffen.
FSG Kempten (4. Platz Süd): Für die FSG Kempten ist mit Sicherheit ein Traum wahr geworden. Erste Finalteilnehme in der zweiten Bundesliga Saison! In dieser starken Südgruppe mit gleich acht Finalaspiranten hat das Team aus Kempten am letzten Wettkampfwochenende die Nerven behalten und mit zwei Siegen gegen starke Konkurrenz aus Waldkirch und Hambrücken den Finaleinzug gesichert. Mit den erfahrenen Bundesligaschützen Michael und Andreas Heise, Marcel Rinn und den Verstärkungen aus dem Ausland wurden im Verlauf der Saison immer wieder Achtungserfolge gegen vermeintliche stärkere Teams erzielt.
Im Viertelfinale wartet kein geringerer Gegner als der Favorit aus Kriftel. Bekanntlich ist das Viertelfinale für Favoriten aber nicht immer so leicht zu schießen. Da liegt wohl auch die Chance für Kempten. Denken wir nur an das Viertelfinale 2022, da gewann völlig überraschend das Team aus Fürth gegen den Titelfavoriten aus Kriftel…
SV 1935 Kriftel (1. Platz Nord): Das Maß der Dinge im Norden ist und bleibt der SV Kriftel. Zum x-ten Male wurde das Team von Detlef Glenz Meister der Gruppe Nord, zum x-ten Male ungeschlagen! Die ersten vier Wettkampftage gaben die Hessen nicht einmal einen Einzelpunkt ab, angeführt vom wieder einmal überragenden Christian Reitz wurden alle Partien 5:0 gewonnen. Erst am fünften Wettkampftag gab es ohne Christian Reitz ein knappes 3:2 gegen Olympia Berlin. Vom fünften bis neunten Wettkampftag musste der SV Kriftel ohne seinen Topschützen Christian Reitz auskommen. Da zeigte sich die Klasse des Teams, in dem es bis auf einige Einzelpunkte alle Partien für sich entscheiden konnte - für die Moral der „Truppe“ eminent wichtig!
Für Kriftel gibt es seit vielen Jahren immer die gleichen Saisonziele. Erst Nordmeister, dann das Goldmatch um die Deutsche Meisterschaft. Im Viertelfinale ist Kriftel ganz klarer Favorit gegen den Finalneuling Kempten. Alles außer einem Sieg käme einer Sensation gleich! Ein mögliches Halbfinale gegen den amtierenden Deutschen Meister Kelheim wird ein wahres Highlight dieser Endrunde. Nach Kelheim ist Kriftel für mich der zweite große Favorit auf den Titel!
Sp.Sch.St.Seb.Pier2000 (2. Platz Nord): Zum zweiten Mal qualifiziert sich das Team Sp.Sch.St.Seb.Pier2000 für das Bundesligafinale. Gegenüber dem Vorjahr hat das Team tief aus dem Westen der Republik nochmals eine Schippe draufgelegt und mit nur einer Niederlage gegen Kriftel die Saison als Zweiter beendet! In den mittleren Paarungen gab es nur ganz wenige Wechsel in der Mannschaft, was für viel Stärke und Selbstvertrauen im Team gesorgt hat. Beide ausländischen Spitzenschützen konnten bei ihren Einsätzen überzeugen, allen voran die Iranerin Haniyeh Rostamiyan. Mit ihr blieb das Team in der zweiten Hälfte der Saison mit einer Ausnahme gegen Kriftel ungeschlagen.
Für das Viertelfinale gegen Weil am Rhein jedenfalls sind die Pierer gut gerüstet. Alle Positionen sind stark besetzt, das Zünglein an der Waage in diesem Match könnte die Teilnahme von Haniyeh Rostamiyan sein. Bei der Niederlage im Viertelfinale der vergangenen Saison gegen Hambrücken hat das Team noch viel Lehrgeld bezahlt und war am Ende einer spannenden Partie mit erhobenem Haupt vom „Spielfeld“ gegangen. In einem netten Gespräch nach der Partie sagten die Trainer mir: Wir sehen uns nächstes Jahr wieder, und dann können sich alle warm anziehen. Ein Geheimtipp in jedem Fall, auch für das Erreichen des Goldmatches.
Freischütz Wathlingen (3. Platz Nord): Dritter Platz in der Nordgruppe, dritte Finalteilnahme der Vereinsgeschichte, eine bisher gelungene Saison für das Team Freischütz Wathlingen. Auf allen Positionen mit sehr konstanten und soliden Leistungen erreichten die Wathlinger das gesteckte Saisonziel vorzeitig, obwohl die beiden letzten Wettkämpfe verloren wurden. Den Ausfall ihrer Nummer 1 aus dem Vorjahr, dem Briten Kristian Callaghan, konnte das Team dabei sehr gut kompensieren. Ohne große Stars, aber mit einem eingeschworenen Team, reisen die Niedersachsen nach Rotenburg.
Trotz der Außenseiterrolle im Viertelfinale sollte sich Kelheim in Acht nehmen, schon im letzten Jahr im Viertelfinale brauchte der damalige Südmeister Waldenburg viel Glück beim Sieg gegen Wathlingen, das sich erst im Stechen geschlagen geben mussten. Warum sollte es in diesem Match - Außenseiter Wathlingen gegen Titelfavorit Kelheim - nicht wieder heiß her gehen?
SV Schirumer Leegmoor (4. Patz Nord): Für SV Schirumer Leegmoor, das Team aus dem ganz hohen Norden, geht mit der Finalteilnahme ein Traum in Erfüllung. Es ist die Sensation im Norden! 2016 in die Bundesliga aufgestiegen, waren meist die Saisonziele einfach gesteckt, Klassenerhalt. Das gelang auch immer wieder, inkl. Relegationen. Für diese Saison wollte man aber mehr, zumindest nicht wieder nur um den Klassenerhalt kämpfen. Von der Aufstiegsmannschaft 2016 sind alle Schützen noch im Team 2025! Nun war es an der Zeit sich zu verstärken.
Der Verein konnte mit Sander Nooij aus den Niederlanden einen sehr guten Schützen verpflichten, der neben seinen Qualitäten beim Schießen auch ein echter Teamplayer ist. Leegmoor profitierte in dieser Saison auch davon, dass hinter den Teams aus Kriftel, Pier und Wathlingen jeder jeden bezwingen konnte. Und dann war ihnen das Glück auch mächtig beigestanden. Am letzten Wettkampftag verlor der PSV Olympia Berlin zunächst seine sicher geglaubte Partie gegen Dasbach mit 2:3. In der unmittelbar darauffolgenden Partie, an gleicher Stelle, brauchten die Nordwestdeutschen nun einen Sieg mit mindestens 4:1. In einem wahren Krimi erzielte das Team von Coach Jörg Knopp genau das 4:1 und somit die erste Finalteilnahme.
Im Viertelfinale gegen Fürth ist Leegmoor sicherlich nur Außenseiter, aber genau da liegt eventuell die Chance. Das Team hat alles für diese Saison erreicht, es kann nur noch die Kirschen auf der Sahnetorte geben!
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