Bundesliga

Bundesligafinale Rotenburg an der Fulda: Weil am Rhein und Elsen sind die neuen Titelträger

09.02.2025 15:20

Das Luftpistolenteam des ESV Weil am Rhein zum zweiten Mal nach 2007, und die Luftgewehrmannschaft von ST Hubertus Elsen zum fünften Mal und damit zum Rekordhalter: So endete das spektakuläre Bundesligafinale Sportschießen in der Göbel Hotels Arena in Rotenburg an der Fulda. In zwei packenden Matches setzten sich die neuen Champions mit 4:1 gegen den SV Kelheim-Gmünd bzw. 3:0 gegen die SB Freiheit durch. Bronze ging an den SV 1935 Kriftel und an SV Wieckenberg. Ein Beitrag zum Finale kommt am heutigen Sonntag um 19.30 Uhr im HR in der Hessenschau.

Foto: DSB / Siegerfaust, Daumen hoch und Dauergrinsen: Sylvain Garconnot, Michael Schwald und Trainerin Helga Kopp feiern den Sieg des ESV Weil am Rhein beim Bundesligafinale.
Foto: DSB / Siegerfaust, Daumen hoch und Dauergrinsen: Sylvain Garconnot, Michael Schwald und Trainerin Helga Kopp feiern den Sieg des ESV Weil am Rhein beim Bundesligafinale.

Das Final-Programm

Bronzematch Luftpistole: SV 1935 Kriftel vs. SSG Dynamit Fürth 5:0 (1912:1876)
Bronzematch Luftgewehr: SSG Kevelaer vs. SV Wieckenberg 1:3 (1979:1980)
Goldmatch Luftpistole: SV Kelheim-Gmünd vs. ESV Weil am Rhein 1:4 (1893:1904)
Goldmatch Luftgewehr: ST Hubertus Elsen vs. SB Freiheit 3:0 (1989:1981)

Goldfinale Luftgewehr: Elsen macht sich zum Rekordgewinner
Fünfter Titel für Elsen und damit alleiniger Rekordgewinner im Luftgewehrbereich oder zweiter Titel für Freiheit nach 2018? Das waren die Fragen vor dem großen Finale der beiden Vereine, die sich bereits unzählige Male gegenüberstanden. So auch in dieser Saison, als beim siebten Vorrundwettkampf Freiheit mit 3:2 siegte, man möchte sagen, natürlich im Stechen. Die Partie versprach Hochspannung und Weltklasse, allein der Blick auf Position eins mit dem Ungarn Istvan Peni (Elsen) und der Norwegerin Jeanette Hegg-Duestad (Freiheit), Welt- und Europameister sowie mehrfache Olympia-Teilnehmer, verdeutlicht dies.
Bei ohrenbetäubendem Lärm der Fans erwischte Elsen den besseren Start und lag nach der ersten Zehnerserie auf den Positionen zwei und fünf bereits mit zwei Ringen vorne. Lea Ruppel und Jessie Kaps schossen perfekte 100 Ringe, während ihre Gegnerinnen Hannah Steffen und Michaela Müller-Thöle jeweils zwei Neuner fabrizierten. Insgesamt hatte Elsen bei 50 Schüssen lediglich zwei Neuner auf die Scheibe gebracht, ein starker Wert. Das Frauen-Quintett aus Niedersachsen musste kämpfen, alle Schützinnen hatten nach 15 Schuss mindestens eine Neun geschossen. Selbst „Ms Perfect“ Duestad-Hegg war dieses „Missgeschick“ passiert, während Ruppel, Schnerr und Kaps bis dahin ohne Punktverlust blieben. Melanie Rosenthal war die erste Schützin, die ihren Wettkampf nach knapp 28 Minuten beendete: Starke 398 Ringe brachte sie auf die Scheibe und setzte somit Linnea Schnerr, die nach 26 Schüssen noch fehlerfrei war unter Druck. Insgesamt blieb es jedoch „eng“, drei Positionen waren mit einem Ring auseinander. Lediglich auf Position zwei sprach alles für einen sicheren Elsener Punkt durch Lea Ruppel im Duell gegen Hannah Steffen (298:294). Und Schnerr schoss wie eine „Maschine“ eine Zehn nach der anderen und steuerte auf makellose 400 hin. Als sich Jolyn Beer im 38. Schuss eine Acht einfing, deutete auch hier alles pro Elsen, und Denise Palberg nahm dieses Geschenk dankend an. Der Klub aus Paderborn war kurz vor Schluss auf Siegkurs. Dann ein Aufschrei im Publikum, als Schnerr an Position vier – nach mehrmaligem Absetzen – wirklich die 400 perfekt machte. Das erste Mal in dieser Saison, ein perfektes Timing. Und das lieferte auch Lea Ruppel, die mit ihren 398 Ringen den dritten Punkt beisteuerte und somit den Sieg und den fünften Titel in der Vereinsgeschichte klarmachte. Die beiden Unentschieden auf den Positionen eins und fünf waren somit hinfällig. Linnea Schnerr, die zum zweiten Mal überhaupt in ihrer Karriere perfekte 400 Ringe schoss, sagte danach: „Es ist mein drittes Bundesligafinale und meine dritte Saison mit Elsen. Der Titel bedeutet mir unfassbar viel. Ich wollte heute auf jeden Fall alles geben, zeigen, was ich kann und einen Punkt holen. Dementsprechend habe ich versucht, mir keine Fehler zu erlauben, ich musste gut dagegenhalten, weil Melanie auch sehr gut geschossen hat.“ Erfolgstrainer Heinz Reinkemeier, der bereits mit Buer-Bülse und Elsen zahlreiche Titel geholt hat, meinte: „Ich weiß gar nicht, wie viele Titel ich gewonnen habe. Jeder Titel ist ein Gruppenereignis, -erfahrung und -freude. Die sechs, sieben Schützen haben sich das verdient. Hervorheben muss ich Lea Ruppel, die ein absoluter Glücksgriff ist. Sie ist neu zu uns gestoßen, und ich habe es überhaupt noch nicht erlebt, dass eine Schützin alle 14 Matches in der Saison gewonnen hat.“

Foto: DSB / Das Siegerpodest im Luftgewehrwettbewerb v.l: Vizemeister SB Freiheit, Meister ST Hubertus Elsen und Bronzegewinner SV Wieckenberg.
Foto: DSB / Das Siegerpodest im Luftgewehrwettbewerb v.l: Vizemeister SB Freiheit, Meister ST Hubertus Elsen und Bronzegewinner SV Wieckenberg.

ST Hubertus Elsen vs. SB Freiheit 3:0 (1989:1981)
Istvan Peni vs. Jeanette Hegg-Duestad 398:398
Lea Ruppel vs. Hannah Steffen 398:394
Denise Palberg vs. Jolyn Beer 395:393
Linnea Schnerr vs. Melanie Rosenthal 400:398
Jessie Kaps vs. Michaela Müller-Thöle 398:398

Goldfinale Luftpistole: Endlich Gold für Weil am Rhein
Die beiden Spitzenvereine aus dem Süden hatten sich in den vergangenen Jahren des Öfteren duelliert. Natürlich in der Vorrunde (in dieser Saison 5:0 für Kelheim mit superstarken 1921 Ringen), aber auch bei diversen Bundesligafinals. Zuletzt 2023 im Goldfinale, als Kelheim-Gmünd ebenfalls mit 5:0 die Oberhand behielt.
Beide Teams vertrauten auf ihre erfolgreiche Halbfinalbesetzung, es lag Spannung und Nervosität in der Luft, die sich auch in den ersten Schüssen bemerkbar machten: Achter-Wertungen bzw. knappe Neuner gab es bei nahezu allen zehn Schützen zu sehen. Dennoch kam Weil besser in die Partie und lag nach der ersten Zehnerserie in vier von fünf Duellen, wenn auch knapp, vorne. Lediglich Monika Karsch auf Position fünf hielt bis dato ihre Farben vorne (95:92). Vor allem der 20-jährige Juniorenmeister des Vorjahres, Enrico Schaich, schien sich von der Atmosphäre bei seinem ersten Bundesligafinale überhaupt nicht aus der Ruhe zu bringen, im Gegenteil: Schaich startete mit 96 und 98 Ringen und lag gegen Simon Weiß mit vier Ringen in Führung. Auch Teamkollege Patrick Meyer, bereits 2020 Titelträger mit Braunschweig, zeigte sich in hervorragender Verfassung und führte nach 20 Schüssen mit vier Ringen gegen Andreas Köppl (193:189). Im Duell der DSB-Kaderschützen schlug das Pendel deutlich zugunsten von Michael Schwald aus. Nach drei Zehnerserien betrug sein Vorsprung auf Philipp Grimm bereits neun Ringe (289:280). Den ersten fixen Punkt steuerte Schaich bei, der als Erster seinen Wettkampf beendete und hervorragende 382 Ringe erzielte. Und da auch Meyer immer noch mit drei Ringen vor den letzten zehn Schüssen gegen Köppl führte, sprach viel für Weil am Rhein. Kelheim steuerte dagegen auf Position eins und fünf auf Punkte zu, Jason Solari führte mit einem Ring gegenüber Viktor Bankin, Monika Karsch mit zwei Punkten vor Sylvain Garconnot. Nach dem souveränen 2:0 durch Schwald, fiel die Entscheidung nahezu zeitgleich auf den Positionen eins und drei: Sowohl Bankin als auch Meyer gewannen mit beeindruckenden Schlussserien (99 bzw. 97) ihre Begegnungen und ließen die Weiler auf 4:0 davonziehen (Kopp: „Bei den letzten zwei Schüssen auf den Positionen eins bis drei hätte man bei mir nicht den Puls messen dürfen, der ist extrem hoch gegangen.“). Jubel auf der Tribüne, Umarmungen und Tränen bei Schützen, Betreuern und Trainerin Helga Koop folgten. Es war nach zahlreichen vergeblichen Anläufen der zweite nationale Titel für Weil am Rhein nach 18 Jahren und die fünfte Medaille insgesamt (2x Gold, 2x Silber, 1x Bronze). Michael Schwald war mehr als zufrieden: „Es lief bei mir ausgezeichnet, meine schlechtesten Neuner waren 9,8 und 9,9. Das ist immer ein Signal, weiter Vollgas zu geben und weiterzumachen. Der Titel bereitet mir sehr viel Freude, es hat schon ein bisschen an einem genagt, dass wir die Jahre zuvor so dicht dran waren, aber nie ganz oben standen.“ Auch Trainerin Helga Kopp war begeistert von ihren Fünf: „Ich kriege das Grinsen nicht aus dem Gesicht, ich bin wahnsinnig stolz auf das Team. Wir waren in den letzten drei Jahren immer im Finale und haben immer eine Medaille mitgebracht. Wir haben ein super Team, z.B. mit dem 20jährigen Enrico, einer coolen Socke, und dem 30 Jahre älteren Sylvain.“ Und dann gab die Motivationskünstlerin Einblicke in ihre Worte an das Team vor dem Wettkampf: „Ich hatte ihnen gesagt, sie sollen Spaß haben, wir haben eine Medaille sicher. Sie sollen zeigen, was sie können.“

SV Kelheim-Gmünd vs. ESV Weil am Rhein 1:4 (1893:1904)
Jason Solari vs. Viktor Bankin 383:385
Philipp Grimm vs. Michael Schwald 378:387
Andreas Köppl vs. Patrick Meyer 378:383
Simon Weiß vs. Enrico Schaich 377:382
Monika Karsch vs. Sylvain Garconnot 377:367

Bronzefinale Luftgewehr: Wieckenberg siegt im Stechen
Im Luftgewehr-Bronzematch standen sich mit dem entthronten Titelverteidiger Wieckenberg und dem viermaligen Champion Kevelaer zwei Top-Klubs aus dem Norden gegenüber. Das Match hatte es demnach auch in der Vorrunde gegeben, und – wie sollte es anders sein – war dies umkämpft und fiel erst im Stechen mit 3:2 zugunsten Kevelaers aus. Da Robin Zissel Probleme mit dem Abzug hatte, gingen er und Gegnerin Franziska Driessen 15 Minuten später an den Stand.
Nach der ersten Serie waren kaum Tendenzen erkennbar: Überall gab es maximal einen Ring Differenz, lediglich auf Position fünf lag Wieckenbergs Melissa Ruschel mit zwei Zählern vor Debütantin Marie Billion (99:97). Auch in der Folge gelang es kaum einem Schützen, sich eindeutig abzusetzen, lediglich Anna Janßen auf Position eins schien nach zwei Zehnerserien mit zwei Ringen Vorsprung gegenüber Henrik Larsen klar auf Siegkurs zu sein. Als Erster war wieder einmal Dennis Welsch (Wieckenberg) fertig, der Alexander Thomas 396 Ringe vorsetzte und ihn zwang, die letzten sechs Schuss „fehlerfrei“ zu bleiben, wenn dieser den Sieg wollte. Dies gelang ihm nicht, zwei Neuner bedeuteten das 1:0 für Wieckenberg. Melissa Ruschel auf Position fünf beendete die Partie ebenfalls mit 396 Ringen, ihrer Gegnerin Marie Billion standen dagegen noch zehn Schüsse bevor – bei Gleichstand nach drei Serien (297:297), und die junge Schützin (17 Jahre) behielt die Nerven und kam ebenfalls auf 396 Ringe. Der Italiener Marco Suppini auf Position zwei verpasste mit dem letzten Schuss den Ausgleich, seine Neun bedeutete Gleichstand und ein weiteres mögliches Stechen mit Gegnerin Katrin Grabowski (395:395). Anna Janßen war es vorbehalten, den ersten Punkt für die „Tiger“ zu gewinnen, 399 Ringe waren erneut ein Ausrufezeichen der DSB-Spitzenschützin. Somit stand fest, dass es auf jeden Fall ein Stechen geben würde, die Frage war nur, ob Wieckenberg mit Robin Zissel (397) 2:1 in Führung ging oder Franziska Driessen einen dritten Gleichstand erzwingen konnte. Das gelang nicht, Driessen setzte ihren 37. Schuss in die Neun, danach war die Luft aus diesem Match raus.
Ruschel gegen Billion lautete das erste Stechen, und es ging so dramatisch weiter: Ruschel legte vor, Billion zog nach. Zwei Mal, zwei Mal Ausgleich, dann gelang Ruschel eine dritte Zehn, während Billion nur eine Acht schoss. Damit war ein zweites Stechen hinfällig, Wieckenberg jubelte nach Gold im Vorjahr nun über Bronze: „Ich wollte unbedingt schnell schießen, weil je länger ich ziele, desto schlimmer wird es. Der Puls ist im Vergleich zum normalen Wettkampf deutlich höher, schließlich muss ich eine Zehn schießen. Bronze bedeutet mir sehr viel, nachdem unsere Vorrunde nicht so gut war und wir im Viertelfinale auf Vöhringen trafen. Unser Teamzusammenhalt ist phänomenal und entscheidend für den Erfolg“, sagte Ruschel im Anschluss.

SSG Kevelaer vs. SV Wieckenberg 1:3 (1979:1980)
Anna Janßen vs. Henrik Larsen 399:396
Marco Suppini vs. Katrin Grabowski 395:395
Franziska Driessen vs. Robin Zissel 394:397
Alexander Thomas vs. Dennis Welsch 395:396
Marie Billion vs. Melissa Ruschel 396:396

Bronzefinale Luftpistole: Kriftel siegt souverän im „Familien-Duell“
Das Bronzematch Luftpistole bot genügend Zündstoff: Nordmeister gegen Südmeister, aber vor allem auch Reitz gegen Reitz. Denn erstmals in der Bundesliga-Historie kam es zu einem direkten Aufeinandertreffen eines Ehepaars, Christian (Kriftel) gegen Sandra (Fürth) an Position eins: „Es wird eine lustige Situation, aber ich werde das Rad nicht neu erfinden“, sagte Christian im Vorfeld. Bei der Vorstellung der Schützen gab es dann noch ein Küsschen, ehe es Ernst wurde. Nach drei Schüssen hatte Sandra die Führung übernommen (30:29), erst im siebten Schuss verfehlte sie das Zentrum und lag nach der ersten Serie knapp mit 95:96 zurück. Auf den anderen Positionen hieß es nach Durchgang eins 3:1 für Kriftel, vor allem Ruslan Lunev auf der Zwei schoss brillant (99). Und der Nordmeister wollte unbedingt die Medaille, es wäre die insgesamt zehnte Medaille (2x Gold, 3x Silber, 5x Bronze) in der Krifteler Bundesligageschichte. Und der im Norden ungeschlagene Klub aus Hessen bog klar auf die Siegerstraße ein, denn Christian Reitz, Ruslan Lunev Maximilian Schenk und Fabian Otto hatten sich komfortable Vorsprünge erarbeitet. Lediglich die Partie auf Position drei zwischen Steve Demierre und Aaron Sauter war noch völlig offen nach drei Serien. Punkt Nummer eins ging an Christian Reitz, der keine Gnade mit seiner Frau kannte, ihr bärenstarke 388 Ringe servierte und am Ende mit zehn Ringen Differenz souverän das Prestige-Duell gewann. Und da auch die anderen Krifteler konstant und qualitativ hoch schossen, wurde es am Ende ein deutlicher 5:0-Sieg mit sensationellen 1912 Ringen. Neben Reitz durchbrachen auch Lunev (389) und Otto (383) die magische 380-er Grenze deutlich. „Ich bin zufrieden mit der Mannschaft. Es war ein Highlight, dass wir Südmeister geworden sind, und das Ziel war schon eine Medaille. Aber Kriftel war einfach besser, sie haben verdient gewonnen. Mir war klar, dass ich mir nicht viele Fehler erlauben durfte gegen Chris, ich schieße lieber mit als gegen ihn“, meinte Sandra Reitz. Und Christian sagte: „Es ist natürlich schön, mit der Bronzemedaille hier rauszugehen, und es war verdient. Es war für mich natürlich ein besonderes Duell - ich habe noch nie meine Gegnerin mit Küsschen begrüßt und verabschiedet!“

SV 1935 Kriftel vs. SSG Dynamit Fürth 5:0 (1912:1876)
Christian Reitz vs. Sandra Reitz: 388:378
Ruslan Lunev vs. Sören Korn: 389:380
Aaron Sauter vs. Steve Demierre: 378:376
Maximilian Schenk vs. Martin Raabe: 374:366
Fabian Otto vs. Philip Heyer: 383:376

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