Bundesliga
Bundesliga Luftgewehr: Wieckenberg & Vöhringen weiter ungeschlagen
Eine Newcomerin, die in ihrem zweiten Wettkampf zum zweiten Mal die 400 Ringe schießt. Ein Trainer, der aufgrund von Personalnot zum Gewehr greifen muss. Ein Spitzen-Duell im Süden, was Spektakel versprach und dieses auch hielt. Die Bundesliga Luftgewehr lieferte am Wochenende wieder zahlreiche Geschichten und sieht in dem SV Wieckenberg und dem SV Pfeil Vöhringen zwei ungeschlagene Tabellenführer.
Norden: Grabowski lebt einen „Schießsport-Traum“
Die Geschichte ist fast schon unheimlich: Katrin Grabowski erlebt ihre erste Saison in der 1. Bundesliga, legt in ihrem ersten Wettkampf eine blitzsaubere 400 hin, wiederholt dieses Kunststück im zweiten Wettkampf gegen Freiheit und führt ihren SV Wieckenberg zum 4:1-Sieg im Niedersachsen-Duell: „Ich habe da tatsächlich nicht viele Worte für. Vor zwei Wochen war ich schon unglaublich aufgeregt, weil es mein erster Bundesligawettkampf war und gestern war der Puls noch etwas höher. Der Anfang ist mir etwas schwergefallen, und ich musste erstmal einen Rhythmus finden. Ich habe aber durchgehend auf meine Technik geachtet und vor allem auch abgesetzt, wenn es wackelig wurde. Es waren auch einige knappe 10er dabei und als ich dann bis zum 39. Schuss ohne "Verluste" dastand, war ich schon etwas glücklich. Mein Team und auch die ganzen Fans standen hinter mir und ich war dann superglücklich, als auch der letzte Schuss in die Mitte ging. Einen besseren Start hätte ich mir gar nicht wünschen können, aber ich bin froh, dass er mir gelungen ist und vor allem, dass ich eine so tolle Mannschaft hinter mir stehen habe.“ Das hat sie wahrhaftig, denn auch ihre Teamkollegen schossen stark und ließen am Sonntag ein weiteres 4:1 gegen den SuSC Müllenborn folgen. Damit ist Wieckenberg mit 12:0-Zählern einzig ungeschlagene Mannschaft im Norden.
Hinter Wieckenberg folgen zwei Teams, die immer als Favoriten gehandelt werden (müssen), der ST Hubertus Elsen und die SSG Kevelaer. Elsen kämpfte sich ohne Spitzenschütze Istvan Peni (bei der zeitgleichen Champions League in Budapest) zu zwei knappen 3:2-Siegen gegen den BSV Buer-Bülse und den SV Kamen, Titelverteidiger Kevelaer punktete auch doppelt, musste aber hart kämpfen: „Es stand relativ früh in der Saisonplanung fest, dass Anna und Franka uns für das Wochenende fehlen werden. Wir sind trotzdem mit einem guten Gefühl nach Gölzau gefahren und haben dann auch zwei solide Mannschaftsleistungen geschossen. Großes Kompliment an das Team, die beiden Ausfälle so gut zu kompensieren“, kommentierte Trainer Simon Janßen das knappe 3:2 gegen den SV Gölzau, das Franziska Driessen im Stechen (10,5:9,6) gegen Tomasz Bartnik perfekt machte, und das 4:1 gegen das Team Wetterau. Zwar ohne die beiden Janßen-Schwestern, aber dennoch mit einem Janßen an der Schießlinie. Denn aufgrund der Personalnot nahm Trainer Simon das Gewehr in die Hand: „Ich habe versucht, meinen Teil dazu beizutragen, es hat schon auch Spaß gemacht. Trotzdem bin ich froh, beim nächsten Mal wieder als Trainer agieren zu können.“ 395 Ringe am ersten Tag (Niederlage) und 391 Ringe am zweiten Tag (Sieg) zeigen, dass Janßen weiß, wovon er spricht. Mit dem Start in die Saison ist er auf jeden Fall einverstanden: „Die Hälfte der Saison ist rum, wir können bisher mehr als zufrieden sein. Die Einzelergebnisse und Mannschaftsergebnisse stimmen, die Stimmung in der Mannschaft ist sehr harmonisch. Die langjährige Jugend- und Trainingsarbeit im Verein macht sich weiterhin bezahlt.“
Ein weiterer Doppelsieger war der Wissener SV, der sich durch die 3:2-Siege gegen die Braunschweiger SG 1545 und den SV Petersberg auf Rang vier schob.
Ein großes Aufatmen gab es beim Team Wetterau, das beim 3:2-Sieg gegen Petersberg den ersten Saisonsieg einfuhr. Roxana Sidi, Max Ohlenburger und Eve Gießel sorgten an den drei ersten Positionen für die Punkte: „Natürlich bin ich froh, dass der Knoten endlich geplatzt ist. Die letzten vier Niederlagen in Folge, mit teilweise sehr knappen Ergebnissen, fühlte sich fast wie eine Pechsträhne an. Ich empfinde die Stimmung in der Mannschaft jetzt viel lockerer. Dieser Sieg war sehr wichtig, da ein großer Druck von unseren Schultern genommen ist. Besonders gefreut hat mich, dass der Erfolg durch die starke Leistungssteigerung von Lina (Krebs, Anm. d. Red.), Luc (Dingerdißen, Anm. d. Red.) und Eve (Gießel, Anm. d. Red.) möglich wurde“, zeigte sich Ohlenburger erleichtert.
Süden: Vöhringen gewinnt das „Gigantentreffen“
Es war das „Gigantentreffen“, denn der SV Pfeil Vöhringen und Der Bund München waren bis zum Sonntag die beiden einzig ungeschlagenen Teams im Süden. Mit einem 4:1 gegen Diessen (Vöhringen) bzw. einem 3:2 gegen Niederlauterbach (Bund) hatten sich die zwei Top-Klubs in diese Ausgangsposition vor dem direkten Duell geschossen. Und die Begegnung hielt, was sie versprach, beide Teams agierten auf hohem Niveau, wobei die Vöhringer den „Tick“ (1986:1980) besser waren und am Ende verdient 4:1 siegten: „Gerade das Match gegen München hatte es besonders in sich, man hat die Anspannung während des ganzen Schießens gespürt. Beide Teams haben gut gekämpft, sodass es super faire und harte Wettkämpfe waren“, meinte Hannah Steffen danach. Sie punktete zweimal, betonte aber vor allem den Teamgedanken: „Ich bin sehr stolz auf mein Team, dass wir diese zwei harten Gegner so meistern konnten. Wir haben natürlich nicht mit zwei Siegen gerechnet, da es zwei sehr schwere und ernst zu nehmende Gegner sind. Trotzdem bin ich glücklich und erleichtert, dass diese zwei Wettkämpfe positiv für uns ausgegangen sind.“ Von einer Vorentscheidung bezüglich der Qualifikation für das Bundesligafinale am 3./4. Februar in Neu-Ulm will Steffen aber noch nichts wissen: „In der Bundesliga muss man immer von Wettkampf zu Wettkampf denken, da sich binnen eines Wettkampfs alles ändern kann, daher würde ich jetzt noch gar nicht von Finale sprechen. Solange wir unsere Leistung so halten und man sich auf seine Teamkameraden verlassen kann, sehe ich nächsten Wettkämpfen positiv entgegen.“
Dies gilt mit Sicherheit auch für den neuen Tabellenzweiten, den SSV Kronau, der sich 4:1 gegen die SSG Dynamit Fürth und 4:1 gegen den SV Fenken durchsetzte. Wobei vor allem der Sieg über Fürth nichts für schwache Nerven war: Denn sowohl das Duell Nele Stark vs. Franziska Straßer als auch das Duell Lana Wurster vs. Xenia Mund ging ins Stechen. Beide Male behaupteten sich die Kronauer Schützinnen im vierten (!) Stechschuss mit 10,3:10,2 bzw. 10,8:10,3, sodass der Jubel keine Grenzen kannte: „Die Mannschaft hat in zwei extrem knappen Wettkämpfen und zwei Stechen auf Zehntel eindrucksvoll Ihre Nervenstärke unter Beweis gestellt. Am Ende war die Punkteausbeute gegen zwei schwierige Gegner höher als erhofft, und wir konnten einen weiteren wichtigen Schritt Richtung Finaleinzug machen. Großes Lob an die Mannschaft, einfach eine fantastische Leistung“, zollte Sportkoordinator Norman Götzinger seinem Team ein Kompliment. Wurster ergänzte: „Für mich war es ein schwieriges Wochenende, aber man hat den Rückenwind von der Mannschaft, und das gibt einem ein Gefühl von Sicherheit, auch wenn es mal nicht so läuft.“
Gut lief es an diesem Wochenende für den SV Germania Prittlbach, der doppelt punkten konnte und sich beim 4:1 gegen den SV Petersaurach und beim 3:2 gegen Niederlauterbach einmal mehr auf Martin Strempfl verlassen konnte. Der Österreicher schoss in seinem fünften Wettkampf in dieser Saison zum dritten Mal die perfekten 400 – Prittlbach hat als Fünfter mit 6:6-Punkten Tuchfühlung zu den Finalplätzen aufgenommen.
Davon ist Eichenlaub Saltendorf ein gutes Stück entfernt, doch ein Stein ist den Oberpfälzern sicherlich abgefallen, denn die „Null“ steht nicht mehr auf der Habenseite. Gegen die SG Coburg gelang ein 4:1-Sieg, was Andreas Preis folgendermaßen kommentierte: „In dieser Saison hat uns das Matchglück bisher etwas gefehlt, um so erleichterter sind wir, vor heimischer Kulisse in einem spannenden Wettkampf zwei Punkte gegen Coburg eingefahren zu haben. Das gibt viel Selbstvertrauen für die kommenden Wettkämpfe.“ Zwar ging das zweite Match gegen Fürth knapp 2:3 verloren, die „rote Laterne“ ist nun aber beim SV Niederlauterbach, dem einzig sieglosen Team im Süden.
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